FC Barcelona vs. Celtic Glasgow: Mannschaftsanalyse

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Wieder einmal ein Spiel, in welchem Barcelona sich den Siegtreffer für die Schlussminute aufhob, am Ende jedoch zweifellos der verdiente Sieger war. Barçawelt blickt auf das Spiel zurück und sucht nach Auffälligkeiten und entscheidungserheblichen Situationen in diesem Spiel:

Die Defensive: Aus dem Spiel heraus stark, Schwächen bei Standards

Beginnen wir mit einem Lob, einem Lob für die so viel gescholtene Defensivabteilung von Barcelona. Gegen Celtic gab Marc Bartra sein Pflichtspieldebüt in dieser Saison und vertrat den ins defensive Mittelfeld aufgerückten Alex Song, wecher wiederum den gesperrten Sergio Busquets auf der “Sechs” ersetzte. Neben Bartra durfte erwartungsgemäß Javier Mascherano ran. Flankiert wurden die beiden Innenverteidiger von Adriano, welcher ausnahmsweise mal rechts spielte und Jordi Alba.

Adriano und Alba sind zwar offiziell Defensivspieler, aber wie es sich für das Spiel von Barcelona gehört sind beide sehr oft weit vorne zu finden um ihre Kollegen zu unterstützen und dem Spiel die nötige Breite zu verleihen. Defensiv waren beide in Durchgang eins fast gar nicht gefordert, da die meisten Konterversuche der schottischen Gäste gekärt wurden, bevor einer der beiden eingreifen musste. Von daher wollen wir auch gar nicht zu sehr auf ihre defensive Leistung eingehen, da die Wirkung der beiden auf das Offensivspiel ein deutlich interessanterer Aspekt in diesem dritten Champions League Spiel war. Zur Defensivleistung der beiden nur so viel: Beide waren defensiv da, wenn sie gebraucht wurden, was vornehmlich in der zweiten Halbzeit der Fall war. Alba war teilweise in den Zweikämpfen an der Außenlinie zu passiv, was vermutlich daran lag, dass er das Risiko nicht eingehen wollte einen Zweikampf zu verlieren und dem Gegner somit eine Menge Platz zu spendieren. Adriano hingegen hatte dieses Problem nicht, was auch daran lag, dass die meisten Offensivbemühungen der Gäste über Albas Seite gingen. Adriano fiel defensiv vor allem bei einem Foul auf, welches er begehen musste um einen gefährlichen Konter zu unterbinden, der nach einem schlechten Querpass von Alba im Entstehen war. Manchmal rückte er auch weit ins Zentrum um die Innenverteidiger zu unterstützen und kam so auch zu zwei wichtigen Balleroberungen.

Die Innenverteidigung von Barcelona präsentierte sich aus dem Spiel heraus nahezu fehlerfrei.Sie standen fast immer richtig, gewannen fast jeden Zweikampf und ließen so ziemlich jeden Angriffsversuch von Celtic wirkungslos verpuffen. Für einige mag auch die so ruhig und abgeklärt wirkende Spielweise von Marc Bartra überrascht haben, welcher ein fehlerfreies Spiel ablieferte und sich für weitere Aufgaben empfehlen konnte. Auch was das Passspiel angeht zeigten sich die beiden Innenverteidiger sehr souverän.

Unterstützt wurden die beiden in der Defensivarbeit von Alex Song, der ebenfalls eine wirklich gute Leistung zeigte. Man konnte sehen, dass er die taktischen Vorgaben von Tito Vilanova seit seinem letzten Spiel auf der “Sechs” deutlich besser verinnerlicht hat, was zu eben dieser guten Leistung führte. Er konnte viele Zweikämpfe für sich entscheiden und so schon einige Bälle gewinnen, bevor die Innenverteidigung eingreifen musste. Teilweise ließ er sich aber zu einfach ausspielen, weil er den Gegner zu früh attackierte; hier muss er noch geduldiger werden. Was ihm jedoch schon gut gelang, war das Ballbehaupten bzw. -abschirmen und auch die Weiterleitung der Bälle an die Mitspieler. Er macht sichtbare Fortschritte und ist schon jetzt eine ordentliche Alternative zu Busquets.

Blicken wir nun noch auf das Gegentor zum 0-1: Was lief hier schief? Natürlich kann man argumentieren, dass es einfach Pech war, dass das Gegentor fiel, schließlich fälschte Mascherano einen wohl relativ ungefährlichen Ball von Samaras unhaltbar ab. Aber diese Argumentation wäre zu billig. Man sah in dieser Szene, dass Barcelona bei Standards aktuell noch nicht wirklich gut organisiert ist, was auch die gute Chance für Celtic nach einer Ecke in der zweiten Halbzeit zeigte. Die größte Absurdität beim besagtem Gegentor ist aber wohl die Zuordnung von Mascherano zu Samaras. Natürlich lässt sich sagen, dass so etwas passieren kann, wenn man Raumdeckung spielt, jedoch ist auch dies kein wirklich treffendes Argument. Man sieht wo ungefähr sich ein solcher Spieler aufhält und in diesen Raum muss sich dann ein kopfballstarker Spieler stellen, so dass eine Situation wie jene vor dem gegentreffer nicht zustande kommen kann. 

Alles in allem machte die Defensive also ein gutes Spiel gegen Celtic, was aber auch an der Harmlosigkeit der Schotten lag. Jedoch sind solche Spiele nicht schlecht, damit sich neue Defensivformationen finden können und auch die Organisation besser werden kann. Wir sahen aber auch, dass die Mannschaft weiterhin zu große Probleme bei gegnerischen Standars hat, welche man in den nächsten Spielen in den Griff bekommen muss.

Das Mittelfeld: Präsent, aber ohne Durchschlagskraft

Blicken wir nun zu dem Mannschaftsteil, welcher im letzten Spiel gegen Deportivo noch der Schlüssel zum Sieg war, dem Mittelfeld. Alex Song spielte wie bereits erwähnt im defensiven Mittelfeld, während Xavi und Iniesta die beiden offensiveren Mittelfeldpositionen einnahmen. Unterstützt wurden diese nominell drei Mittelfeldspieler von Lionel Messi, welcher sich in diesem Spiel fast permanent sehr tief fallen ließ sowie von den Außenverteidigern Jordi Alba und Adriano.

Gegen Celtic hatte Barcelona selbst für die gewohnt hohen Werte einen unglaublichen Ballbesitzanteil von 82%, was vor allem an dem sehr präsenten Mittelfeld lag. Hier stach vor allem Xavi heraus, der sagenhafte 198 Ballkontakte hatte, so viele wie kein anderer Spieler in der Champions League in einem Spiel zustande bringen konnte. Präsent war Barcelonas Mittelfeld wie bereits erwähnt wurde, aber wirkliche Durchschlagskraft entwickelte es nur phasenweise. Celtic stand speziell nach dem Führungstor sehr weit hinten drin, ohne aber wirklich sicher zu wirken. Man ließ zu oft Lücken, welche nicht konstant genutzt werden konnten, weil immer noch ein Fuß irgendwie dazwischen kam oder aber technische Probleme bei Barcelona die Situation entschärften, seien es Stockfehler der Offensivspieler oder auch die fehlende Präzision der Mittelfeldspieler beim letzten Pass. Barcelona versuchte es dann auch oft mit Hebern oder Chipbällen, von denen aber viele abgewehrt werden konnten, was natürlich vorrangig an der physischen Überlegenheit der schottischen Gäste lag. Kamen die Bälle mal durch, stand Celtics überragender Torwart Forster einem katalanischen Treffer im Weg.

Wir sprachen vorhin schon die relativ gute Defensivleistung Barcelonas an, bezogen uns dabei aber nur auf die Defensivspieler. Es muss aber auch erwähnt werden, dass Celtic schon viele Bälle in der eigenen Hälfte verlor, weil sie zu planlos agierten und weil Barcelonas sehr präsentes Mittelfeld rund um Xavi teilweise wirklich gut gegen den Ball arbeitete und so einige Bälle sehr schnell zurückerobern konnte.

Neben der Präsenz ist aber auch noch die für Barcelona-Verhältnisse hohe Fehlerquote, nicht nur beim letzten Pass, zu erwähnen. Auch bei den Pässen vor dem Strafraum kam es zu ungewohnt vielen unnötigen Ballverlusten, welche aber wegen Celtics offensiver Planlosigkeit und Barcelonas ordentlicher Defensivarbeit zu keiner gefährlichen Szene führten. Auch was die Dribblingsversuche, insbesondere von Lionel Messi angeht konnte man ungewohnt viele misslungene Dribblings notieren. Natürlich kämpfte Celtic sehr leidenschaftlich und konnte so einige Bälle, auch bei Dribblingversuchen, gewinnen. Jedoch scheint es so, dass diese Unkonzentriertheiten und Fehler auch aufgrund des sehr anstrengenden Spiels vom letzten Samstag herrühren könnten. Eine komplette Halbzeit auswärts in Unterzahl zu spielen ist natürlich eine große körperliche Anstrengung, welche man nach drei Tagen vielleich noch nicht komplett abgeschüttelt hat. Umso beeindruckender erscheint der späte Siegtreffer von Jordi Alba.

Apropos Alba: Ebenso wie Adriano spielte er die meiste Zeit sehr weit vorne. Hier lässt sich darüber streiten, ob sie eher zum Mittelfeld oder zur Offensive gehörten, wobei der Übergang zwischen diesen beiden Mannschaftsteilen fließend ist und die beiden in beiden Mannschaftsteilen zu finden waren. Nahm beispielsweise Alexis Sánchez links außen den Ball an und ging einige Schritte ins Zentrum, so war Alba sofort zu Stelle und überlief ihn, um offensiv für Überzahl zu sorgen. Das Problem hierbei war, dass in den meisten Fällen, in denen dies gelang, kein Mitspieler im Strafraum zu finden war, weshalb er entweder versuchte eine Ecke zu provozieren oder den Rückwärtsgang einschaltete. Ansonsten weilte er oft sehr weit vorne, was es Sánchez ermöglichte sich ins Zentrum zu orientieren, sodass dieses nicht komplett verwaiste; schließlich ließ sich die nominelle Spitze Lionel Messi sehr oft tief fallen.

Ähnlich sah es auch bei Adriano und Pedro auf der anderen Seite aus, wenn auch nicht genauso. So überlief Adriano Pedro fast gar nicht. Entweder machte Pedro das Spiel breit und Adriano hielt sich etwas weiter hinten und auch zentraler auf, oder aber Adriano machte das Spiel breit und Pedro rückte ins Zentrum und bewahrte jenes vor dem Verwaisen.

Es bleibt also festzuhalten, dass das Mittelfeld von Barcelona wie gewohnt das Spiel dominierte und kontrollierte. Jedoch war das Spiel des katalanischen Zentrums ungewohnt fehlerhaft und durchschlagsarm. Unterstützt wurde das Mittelfeld von zwei sehr offensiven Außenverteidigern, welche sowohl das Mittelfeld unterstützen um die Ballsicherheit zu erhöhen und den Mitspielern mehr Anspielstationen zu bieten als auch die Offensive, wodurch die Flügelstürmer nicht konstant für die Breite verantwortlich waren, sondern durch Alba und Adriano darin entlastet wurden.

Die Offensive: Sánchez und Pedro glücklos, Villa mit Zug zum Tor

Kommen wir zu nun noch zu der Offensive von Barcelona, welche wie bereits beschrieben sehr gut von den beiden Außenverteidigern unterstützt wurde. In der Startelf standen neben Lionel Messi wie erwartet Alexis Sánchez und Pedro Rodríguez, die beide ein ordentliches Spiel machen, aber deutlich mehr können. Die beiden kümmerten sich entweder um die Breite oder um das Zentrum und versuchten dort Lücken zu reißen. Dies gelang vor allem Sánchez einige Male sehr gut. So wurde er in der zweiten Minute schon sehr schön von Iniesta freigespielt, scheiterte aber alleine vor Celtics Tor. In der zweiten Halbzeit konnte er dann nach einem guten Pass von Messi den Ball öffnend auf Pedro ablegen, welcher wieder zu Messi spielte. Dieser scheiterte dann aber an Celtics überragendem Torhüter. Ansonsten versuchten sich sowohl Pedro als auch Sanchez immer wieder anzubieten und die Bälle auch mal zu halten und wieder weiterzuspielen, was ihnen insgesamt gut gelang, wenngleich sie damit nur selten wirklich gefährliche Szenen heraufbeschwören konnten.

Gegen Ende des Spiels wurden die beiden dann durch Cristian Tello und David Villa ersetzt. Tello hielt sich abwechselnd auf beiden Außenbahnen auf, hatte aber keine wirklich gefährliche Szene und fiel eher mit Fehlpässen in die Spitze auf. Dass er deutlich bessere Joker-Qualitäten besitzt, hat er schon oft gezeigt, aber gegen Celtic war er keine wirkliche Verstärkung. Villa hingegen brachte Schwung ins Spiel nach seiner Einwechslung. Er hielt sich die meiste Zeit im Zentrum auf, wich aber auch einmal nach links aus. Er versuchte sich immer wieder anzubieten und dann direkt den Weg in Richtung Tor zu suchen. Einmal führte dies zu einem Missverständnis zwischen Messi und Villa, da Ersterer Letzteren hinter sich wähnte, Villa aber schon in Richtung Tor gezogen war. In der 90. Minute bekam Villa von Iniesta den Ball zentral vor dem Tor und scheiterte nur knapp am Pfosten. Für die wenigen Minuten, die er spielte, war er beeindruckend engagiert und strahlte deutlich mehr Gefahr aus als beispielsweise Pedro oder Sánchez, wobei die beiden auch mehr für die Breite verantwortlich waren, während Villa wirklich Zug zum Tor entwickeln sollte.

Barcelonas Außenstürmer waren also wie gewohnt darauf bedacht dem Spiel der Katalanen die nötige Breite zu verleihen um die gegnerische Abwehr auseinanderzuziehen, was auch der Grund dafür war, dass beide nicht allzu große Torgefahr ausstrahlen konnten. Als mit Villa dann ein Spieler kam, der den wohl größten Zug zum Tor nach Messi hat, änderte sich auch das Spiel, da Barcelona nun im Zentrum einen anderen Spielertyp als zuvor vorfand, welcher gerade mit seinem Pofstentreffer noch ein Ausrufezeichen setzen konnte.

Fazit

Barcelona spielte insgesamt sehr souverän gegen Celtic Glasgow. Man verteidigte gut und ließ aus dem Spiel heraus nichts Nennenswertes zu, war aber zweimal bei Standards unsortiert und kassierte wenig überraschend auch nach einem Standard ein Gegentor. Das Mittelfeld war präsent aber nur wenig effektiv, was es den Schotten über weite Teile des Spiels zu einfach machte ihr Tor zu verteidigen. Durch die fehlende Präzision des Mittelfelds kam man nur sporadisch zu wirklich guten Chancen, welche dann bis auf zwei Ausnahmen vergeben wurden. Auch die Offensive war nicht allzu durchschlagskräftig, was natürlich auch daran lag, dass Messi der einzige wirklich zentrale Offensivspieler war und relativ gut zugestellt wurde. Auch Alexis Sánchez orientierte sich oft ins Zentrum, bekam dort aber kaum Bälle; diejenigen die er bekam, konnte er in der Regel gut verarbeiten, vor dem Tor war er aber glücklos. Glücklos war auch David Villa bei seinem Pfostentreffer. Nichtsdestotrotz belebte er das Spiel Barcelonas und bot im Zentrum eine frische Anspielstation, welche einen unglaublichen Zug zum Tor hat, an die bei Barcelona wohl nur Lionel Messi heranreicht.

Im Endeffekt gewinnt Barcelona also ohne sich komplett verausgaben zu müssen mit 2-1 und fährt somit seinen 100. Champions League Sieg ein und das auch hochverdient.

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