Im Vorstand des FC Barcelona gibt es Differenzen und Machtkämpfe – das bestätigte der im Sommer zurückgetretene Vizepräsident Jordi Mestre. Mestre verteidigte Präsident Josep Maria Bartomeu, der gleich vier Vorstandsmitglieder zum Rücktritt bewegen will, und kritisierte Emili Rousaud.
Beim FC Barcelona herrschen im Vorstand Grabenkämpfe, Präsident Josep Maria Bartomeu will gleich vier Vorstandsmitglieder zum Rücktritt bewegen. Nun äußerte sich Jordi Mestre, bis Sommer Vizepräsident beim FC Barcelona, und erklärte, schon bei seinem Rücktritt sei der Vorstand “gespalten” gewesen und es habe “unüberbrückbare Differenzen” im Verein gegeben – daher sei er auch im Juli von seinem Amt zurückgetreten.
Mestre sagte gegenüber dem katalanischen Radiosender RAC1: “Es ist ein gespaltenes Vorstandsgremium. Ich habe es schon einmal erlebt und deshalb bin ich gegangen. Ich bin aus den von mir beklagten Gründen gegangen, die mit einem Teil des Vorstands zu tun hatten. Wir haben nicht alle vom selben Teller gegessen.”
Mestre erklärte, dass es verschiedene Partein innerhalb des Vorstands gebe – und deutete Machtkämpfe an. “Jetzt ist die Sache explodiert, und das überrascht mich überhaupt nicht. Man konnte verschiedene Sektoren innerhalb des Boards sehen, die für mich unvereinbar sind. Das ist eine ernste Sache.”
Negative Berichterstattung, Stimmungsmache, Leaks an die Presse, versteckte Kritik an den Spielern – all das hatte sich im letzten halben Jahr gehäuft. Mestre deutete an, dass die Unstimmigkeiten und politischen Kämpfe im Vorstand Grund des Übels sind. “Nun, nach dem, was ich gelesen habe – denn ich habe mit niemandem gesprochen – sehe ich, dass es eine Angelegenheit des Vorstands ist. Die Dinge sind, wie sie sind – und wenn die Dinge nicht so funktionieren, wie sie sollten, dann sieht man, wer wer ist”, deutete Mestre an.
Bartomeu hatte als prominentestes Opfer Emili Rousaud zum Rücktritt aufgefordert – Rousaud ist der designierte Kandidat des aktuellen Boards für den Präsidentschaftswahlkampf 2021 und will daher nicht zurücktreten. Rousaud hatte vielmehr zum Gegenangriff geblasen und in einem Radiointerview bei Cadena SER Catalunya einige Interna ausgeplaudert.
Für Ex-Vizepräsident Mestre ein Unding. “Schmutzige Wäsche sollte zu Hause gewaschen werden. Wenn man Probleme hat und anfängt, sie zu verbreiten, tut man niemandem einen Gefallen. Barça als Institution ist nicht in der Krise, aber es gibt Probleme. Als Direktor Barças muss man Druck aushalten, man muss ihn auf sich nehmen”, kritisiert Mestre Rousauds öffentlichen Auftritt.
Gleichzeitig verteidigte Mestre seinen alten Chef Bartomeu: “Ich kenne Bartomeu gut, er weiß, wie man Kritik aushält; er ist sich sehr wohl bewusst, dass seine Position Kritik mit sich bringt. Ich glaube nicht, dass er die Vorstandsmitglieder zum Rücktritt aufgefordert hat, weil sie ihn kritisiert haben – ich bin überzeugt, dass das nicht der Grund dafür ist. Er trifft keine Entscheidungen im Eifer des Gefechts oder weil er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist.”
Mestre kritisierte Rousauds Radio-Interview weiter: “Rousaud sagt, dass Bartomeu vielleicht machtbesoffen ist, aber vielleicht ist es genau umgekehrt und er ist es, der machtbesoffen ist. Wenn der Präsident mir sagt, dass ich gehen soll, würde ich sicher sein, dass ich meine Sachen holen und gehen würde.”
In den katalanischen Medien hieß es, dass Bartomeu den Vorstandsmitgliedern Rousaud, Enrique Tombas, Silvio Elias und Josep Pont, die allesamt ebenfalls von ihrem Ämtern zurücktreten sollen, nicht mehr vertrauen würde, allen voran Rousaud für Leaks an die Presse verantwortlich machen würde – was dieser sogar ungelenk zugab. SPORT betitelt Rousaud gar als möglichen “Oppositionsführer” innerhalb des Vorstands, der gegen Bartomeu hinter den Kulissen Stimmung gemacht haben soll – auch, um seine Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur 2021 zu verbessern.